Effizienz der Trockenperiode

Die Trockenperiode stellt für die Milchkuh in vielerlei Hinsicht einen wichtigen Zeitraum dar. In Sachen Eutergesundheit dient sie vor allem dem Ausheilen von (subklinischen) Mastitiden. Es ist wichtig, Neuinfektionen zu vermeiden. Für die Trockenperiode werden zwei Kennzahlen berechnet: Die Heilungsrate und die Neuinfektionsrate. Da diese zum großen Teil durch die gleichen Faktoren beeinflusst werden, sind sie im Zwischenbericht des Landeskontrollverbandes oft gemeinsam abgebildet.

„Der Anfang und das Ende der Trockenstehzeit sind absolute Risikozeiten für Neuinfektionen der Milchdrüse. Weist ein Betrieb hohe Neuinfektionsraten in der Trockenstehperiode auf, gilt es, die Haltung und Fütterung im Trockensteherbereich zu analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“

Dr. Ulrike Falkenberg, Tierärztin beim Rindergesundheitsdienst Mecklenburg-Vorpommern

Der Start in die Trockenperiode

Voraussetzung für die optimale Nutzung der Trockenperiode ist, die Eutergesundheit zum Zeitpunkt des Trockenstellens genau zu kennen und dementsprechend zu handeln. Um sich für eine Handlungsoption zu entscheiden, kann die Zellzahl aus dem letzten Probemelken vor dem Trockenstellen herangezogen werden. Ist sie höher als 100.000 Zellen/ ml Milch, liegt evtl. eine (sub-)klinische Mastitis vor, die während der Trockenperiode ausgeheilt werden sollte. Im schlimmsten Fall kann sich eine unentdeckte subklinische Mastitis während der Trockenperiode zu einer handfesten klinischen Mastitis weiterentwickeln.

Die Selbstheilungsrate der Tiere liegt zwischen 20 und 50 %. Durch ein entsprechendes Trockenstell- und Trockenstehermanagement lassen sich diese Werte deutlich steigern. Es gilt jedoch: Je mehr Viertel infiziert sind, je höher die Zellzahl und je älter die Kuh, desto geringer ist die Chance, eine Mastitis auszuheilen.

Interne Zitzenversiegler senken das Neuinfektionsrisiko. 
 

Als Hilfsmittel für einen guten Start in die Trockenperiode stehen interne Zitzenversiegler sowie antibiotische Trockensteller zur Verfügung.

Bei der Anwendung von internen Zitzenversieglern ist zu beachten, dass diese zwar das Eindringen von Erregern verhindern, jedoch nicht antimikrobiell wirksam sind. Ihre alleinige Anwendung macht deshalb nur bei eutergesunden Tieren Sinn. Sie haben keinen Einfluss auf die Heilungsrate, können aber für eine niedrige Neuinfektionsrate in der Trockenperiode sorgen. Bei Tieren mit subklinischen Mastitiden sind geeignete antibiotische Trockensteller anzuwenden. Durch deren Einsatz können hohe Heilungsraten erreicht werden. Die meisten Infektionen (z. B. S. aureus oder Sc. uberis) können während der Trockenperiode erfolgreicher ausgeheilt werden als während der Laktation. Achtung: Vor der Anwendung von antibiotischen Trockenstellern muss immer ein Tierarzt hinzugezogen werden!

Bei der alleinigen Anwendung von antibiotischen Trockenstellern besteht die Gefahr, dass diese gegen Ende der Trockenstehzeit an Wirkung verlieren, vor allem bei langen Trockenstehzeiten. Hier können zusätzlich applizierte interne Zitzenversiegler vor Infektionen schützen. Wichtig bei jeglicher Anwendung von Eutertuben ist die sachgemäße Einbringung ins Euter: Mangelhafte Hygiene ist ein Risikofaktor für Neuinfektionen!

Die Heilungsrate in der Trockenperiode

Die Kennzahl „Heilungsrate in der Trockenperiode“ zeigt wie erfolgreich die Ausheilung von Euterkrankheiten über die Trockenperiode funktioniert und deckt eventuellen Verbesserungsbedarf auf. Sie hilft dabei, sich für ein adäquates Trockenstellmanagement zu entscheiden und den Erfolg der gewählten Methode objektiv zu beurteilen.

Die Heilungsrate in der Trockenperiode beschreibt die Tiere, die mit > 100.000 Zellen/ ml Milch trocken gestellt wurden, in der ersten Milchkontrolle (MLP) nach der Kalbung jedoch einen Zellgehalt von ≤ 100.000/ ml Milch aufweisen und damit erfolgreich ausgeheilt werden konnten. Ziel ist nicht, die Tiere in „krank“ und „gesund“ einzuteilen, sondern die Dynamik der Eutergesundheit auf Herdenebene im Sinne eines Frühwarnsystems im Blick zu behalten und ggf. frühzeitig einzugreifen. Um jahreszeitliche Einflüsse zu entdecken, ist besonders die Darstellung im Jahresverlauf interessant.

Heilungsraten von 50 % gelten als durchschnittlich. Liegen sie darunter, besteht Handlungsbedarf. Die besten Betriebe erreichen Heilungsraten von über 75 %.

Die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode

Das Risiko für Neuinfektionen ist vor allem zu Beginn und gegen Ende der Trockenperiode besonders hoch. Kurz nach dem Trockenstellen steigt der Druck im Euter deutlich an, da zunächst weiter Milch produziert, aber nicht mehr abgemolken wird. Der Spüleffekt fällt weg und die im Euter verbleibende Milch dient den Bakterien als Nährmedium. Außerdem kann es durch den erhöhten Druck im Euter zum Laufenlassen der Milch kommen, was dazu führt, dass der Keratinpfropf nur verzögert gebildet wird, der Zitzenkanal daher nicht oder zumindest nicht richtig verschlossen wird und als Eintrittspforte für Bakterien dienen kann.

Auch gegen Ende der Trockenperiode, wenn sich das Euter auf die Laktation vorbereitet, kommt es durch die bereits kurz vor der Kalbung erneut einsetzende Milchsekretion wieder zu einem erhöhten Druck im Euter. Zusätzlich nimmt zu diesem Zeitpunkt auch der Anteil an mikrobiell wirksamen Substanzen in der Milch ab und der Zitzenkanal öffnet sich langsam wieder.

Interessant zu wissen: 60 % der Neuinfektionen in der Trockenperiode sind auf umweltassoziierte Erreger zurückzuführen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer einwandfreien Hygiene im Trockensteherabteil.

Die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode stellt die Tiere dar, die gesund in die Trockenperiode gegangen sind, aber mit einer gestörten Eutergesundheit in die neue Laktation starten. Das heißt, der Zellgehalt lag vor dem Trockenstellen bei unter 100.000/ ml Milch, in der ersten MLP nach der Kalbung ist er jedoch auf über 100.000/ ml Milch gestiegen.

Bedeutung der Fütterung für eine gute Bilanz während der Trockenperiode

Die Fütterung der spätlaktierenden Kühe sollte so angepasst sein, dass die Tiere mit einem optimalen Body Condition Score (BCS) in die Trockenperiode starten. Dieser liegt bei Holstein-Kühen zwischen 3,25 und 3,75 und bei Fleckvieh zwischen 3,75 und 4,25. Zudem ist es wichtig, auf eine faserreiche und bedarfsgerechte Ration zu achten. Dazu gehört auch eine optimale Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Ein Selenmangel kann das Immunsystem schwächen und die Eutergesundheit negativ beeinflussen.

Umsetzung in der Praxis

Auf dem Gliemenhof war die Effizienz der Trockenperiode verbesserungsfähig. Im Video können Sie verfolgen, wie die Betriebsleiter das Problem gemeinsam mit Uwe Beißwenger, Berater des LKV Baden-Württemberg, angegangen sind.

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Fazit

Das Potenzial der Trockenperiode darf nicht unterschätzt werden: Nur wenn eine Kuh mit einem gesunden Euter in die neue Laktation startet, kann sie die volle Leistung erbringen. Die Trockenperiode bietet optimale Bedingungen zur Ausheilung des Euters, da Antibiotika durch den ausbleibenden Milchentzug im Euter verbleiben und dort über einen längeren Zeitraum wirken können. Wichtig ist zudem ein hoher Kuhkomfort, also hygienische Haltungsbedingungen, die Vermeidung von Überbelegung und eine bedarfsgerechte Fütterung.

Sie wollen die Effizienz der Trockenperiode auf Ihrem Betrieb verbessern, aber wissen nicht, an welchen Schräubchen Sie drehen sollen? Der Kennzahlenhelfer kann bei der Fehlersuche helfen.